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Mega Bog: End Of Everything (Review)

Artist:

Mega Bog

Mega Bog: End Of Everything
Album:

End Of Everything

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop

Label: Mexican Summer
Spieldauer: 33:41
Erschienen: 19.05.2023
Website: [Link]

ERIN BIRGY, die sich bereits 2009 den Künstlernamen MEGA BOG zulegte, ist sicherlich keine Frau, die sich an Gewissheiten, Gewohnheiten oder Gepflogenheiten fest macht. „Unbequem“ wäre ein gutes Attribut, das sich der Musikerin aus Los Angeles zuschreiben ließe. Und zwar in dem Sinne, wie sie mit eigenen Erwartungshaltungen und den Fans spielt und immer wieder einen Weg findet, diese dann auf der künstlerischen Ebene zu unterlaufen. Seitdem 2011 das Debütalbum des Projektes MEGA BOG erschien (zu dem außer ERIN BIRGY ihr Partner JAMES KRIVCHENIA, u.a. Drummer bei BIG THIEF) und ihre Freundin MEG DUFFY (HAND HABITS) gehören, verblüffte Birgy mit immer neuen musikalischen Facetten und Visionen. Während sie selbst MEGA BOG nicht ganz scherzhaft als „jazzige Prog-Rock-Combo“ bezeichnet und mitten in der Pandemie 2021 mit „Life, And Another“ das bislang zwar schillerndste, aber auch zerrissenste MEGA BOG-Album präsentierte, überrascht es dann doch sehr, dass sie ausgerechnet für das nun vorliegende neue Werk mit dem dystopischen Titel „End Of Everything“ eine ganz andere Richtung auswählte und den Großteil der neuen Tracks in einem stilechten Disco-Pop-Setting inszenierte.

Die Musikerin erklärt das Ganze so, dass die Gedankengänge, denen ihre – wie üblich stark codierten - fiebrigen Noir-Lyrics entsprangen, so desolat und düster waren, dass sie diese unmöglich ungefiltert auf den Hörer loslassen konnte. Und ein solcher Filter bot sich ihr in den E-Pop- und Disco-Grooves an, die sie in der Musik von Acts wie Haddaway, Franco Battiato oder Bronski Beat entdeckte und die ihr selbst als tröstlich und positiv motivierend erschien.

Irgendwann hatte sie nämlich einfach keine Lust mehr, auf die sie umgebenden Krisen-Szenarien künstlerisch mit weiteren Dystopien zu reagieren. „Don't Doom Me Now“ nannte sie etwa einen der neuen Titel. Stattdessen suchte sie nach einer neuen musikalischen Ausdrucksform, welche sie schließlich fand, als sie sich dabei ertappte, auf dem Highway bei offenem Fenster Haddaways „What is Love“ und Coronas „Rhythm Of The Night“ mitzugrölen – und beschloss, selbst mal etwas Ähnliches auszuprobieren. Also zog sie sich mit ihrem Partner Krivcehnia in eine Hütte in der kalifornischen Wildnis zurück, wo sich das Paar gemeinsam in die notwendige digitale Produktionstechnik einarbeitete. Hierfür legte sie selbst ihre Gitarre beiseite und schrieb das neue Material auf Keyboards. Dass die Sache am Ende dann doch nicht so ganz puristisch ins hedonistische Pop-Universum abdriftete, lag zum einen an den nach wie vor düsteren Themen und natürlich auch daran, dass ERIN BIRGY nicht ganz aus ihrer Haut konnte und langjährige Mitstreiter wie Meg Duffy, Zach Burba oder Aron Otheim einlud, die Songs mit den gewohnt avantgardistischen Feinheiten zu verzieren.

Der Aufwand scheint sich gelohnt zu haben, denn die Musikerin betrachtet das neue Album als eine Art musikalisches Gegengift gegen die Krisen-Szenarien der Gegenwart. Sogar das von Austin Jackson geschriebene Liebeslied „Love Is“ nahm sie aus diesem Grund als Coverversion mit auf das Album.

Inhaltlich geht sie allerdings keine Kompromisse ein. Der Titel des Albums „End Of Everything“ markiert zwar einerseits in Form eines Empowerment-Statements ihren Unwillen, sich mit patriarchalischen Gegebenheiten abzufinden – es könnte aber auch das Ende von Allem gemeint sein – vor allen Dingen dem in dem Track „Anthropocene“ besungenen Zeitalter des Menschen. ERIN BIRGY überlässt diese Interpretation bewusst dem Zuhörer.

FAZIT: Das neue MEGA BOG-Album einfach als experimentelle Pop-Scheibe abzutun, griffe sicherlich zu kurz. Denn wenngleich „End Of Everything“ vor allen Dingen durch die zugängliche Art gefällt, mittels derer sich ERIN BIRGY als Pop-Künstlerin zu versuchen scheint, kann der poppige musikalische Anstrich des Materials dann doch nicht die verstörende, düstere Gedankenwelt verdecken, der sich die Musikerin hingibt. „End Of Everything“ ist so eher eine Pop-Scheibe für Nihilisten oder Stoiker geworden. Richtig schönhören kann man sich diese allgegenwärtigen Weltuntergangsszenarien wirklich nicht.

Ullrich Maurer (Info) (Review 2416x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Cactus People
  • The Clown
  • Love Is
  • Don't Doom Me Now
  • All And Everything
  • Anthropocene
  • Book Of Roses
  • End Of Everything

Besetzung:

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